Der Steinpilz (Boletus edulis) ist sozusagen der König unter den Speisepilzen. Früher hiess er auch Herrenpilz, weil sein Konsum den noblen Herrschaften vorbehalten war. Heute dürfen ihn zum Glück alle geniessen, wenn er auch in vernünftigen Mengen gesammelt werden sollte. Je nach Kanton sind die Vorschriften verschieden. Erkundigt euch also erst einmal bei eurer Pilzkontrolle, wann und in welcher Menge das Sammeln erlaubt ist.
Eigentlich hatte ich es nie so richtig mit Pilzen. Mit Pflanzen, da kenne ich mich aus, da hab ich ein Gefühl dafür, ob etwas essbar ist oder eher nicht. Aber die mysteriösen Sporenwesen waren mir immer leicht unheimlich. Seit ich im Saanenland lebe, passiert es mir jedoch bei Wanderungen immer mal wieder, dass ich sozusagen über einen Steinpilz stolpere. Am Anfang habe ich diese Zufallsfunde noch kundigen Pilzfreunden zur Kontrolle gezeigt. Bald war mir klar: Ein Steinpilz ist ein Steinpilz ist ein Steinpilz – da kann man eigentlich nichts verwechseln. Und alsbald hat sich das mit den Zufallsfunden etwas ausgeweitet, insofern als ich nun gezielt die Ränder der Berg-Fichtenwälder absuchte, immer schön dort, wo der Wald in offenes Alpgelände übergeht, den Blick stur auf den Boden gerichtet, um bloss nichts zu verpassen. Bald hatte ich einen Instinkt für die Standorte entwickelt – genug Nahrung von den Fichten, aber auch genug Licht und Wärme brauchen die Steinpilze. Und nicht selten werden die delikaten Köstlichkeiten von den auffällig rot-weiss leuchtenden Fliegenpilzen verraten. Wo Fliegenpilze wachsen, sind die Steinpilze meist nicht weit weg. Und wenn man einen gefunden hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit recht gross, dass in der Umgebung noch weitere Exemplare wachsen. Nur das Timing muss man richtig erwischen. Denn Steinpilze schmecken nicht nur den Menschen. Auch die Schnecken und die Maden finden sie bald, und zerfressen sie innert Kürze. Und darum ist es dann eben doch nicht ganz so einfach, perfekte, frische Steinpilze für die Küche zu finden. Ein bisschen Glück braucht man schon, neben dem Gespür für den richtigen Ort und die richtige Zeit. Das Vergängliche aber, das macht die Pilze gerade besonders interessant. Im Gegensatz zum Gartengemüse sind sie nicht einfach da, und können nach Lust und Laune geerntet werden. Schöne Steinpilze zu finden, das ist und bleibt auch mit der Erfahrung immer ein besonderer Glücksmoment!