Das Leberblümchen (Hepatica nobilis) blüht in höheren Lagen eigentlich erst im März und April. Neulich bei einem Spaziergang oberhalb vom Oberbort im Gstaad entdeckte ich am sonnigen Hang wohlgeschützt unter einer Tanne in dem lehmigen, kalkhaltigen Bergboden die ersten zarten Vorfrühlingsboten der Saison allerdings schon am 4. Februar! Ich schaute extra noch auf dem Höhenmesser nach – sie gediehen auf 1345 MüM. Von den Gämsen, die nicht weit davon grasten, wurden sie in Ruhe gelassen. Leberblümchen gehören zu den Hahnenfussgewächsen (Ranunculacea) und sind leicht giftig. Beim Anfassen können alle Teile der Pflanze zu Hautreizungen führen. Wer sie im Garten kultivieren möchte, sollte darum bei der Arbeit Handschuhe tragen.
Die nun schon Anfang Februar blühenden Leberblümchen waren mir Anlass genug, wieder einmal ein bisschen was nachzulesen über das zarte lilafarbene Pflänzchen mit den leberförmigen, ledrigen Blättern. Dabei bin ich in einem Wikipedia-Beitrag zufällig auf eine Zahl gestossen, die mich doch sehr erstaunt hat: 360 Jahre alt kann eine Kolonie von Leberblümchen offenbar werden! Dies vorausgesetzt, dass die umliegenden Bäume nicht gestört werden über die Jahrhunderte, und dass sich der Wald so verhält, dass nie über zu lange Zeit allzu tiefer Schatten entsteht. Ein bisschen können sich die zarten Methusalems wohl an die Verhältnisse anpassen, denn ihre Rhizome, die so viele Jahre zu überdauern vermögen, bewegen sich wohl mit der Zeit dem lichten Schatten entgegen. Und so werden die Kolonien, falls sie jahrhundertealt werden, wahrscheinlich nicht genau am selben Ort bleiben, und sich den Veränderungen des umliegenden Waldes anzupassen wissen.