An der Naturgartentagung von Bioterra in Wädenswil hatte ich endlich mal die Gelegenheit, die Biologin, Malerin und Autorin Florianne Koechlin live zu erleben. Ihre Bücher und ihre wertvollen Einsichten über die Weisheit der Pflanzen begleiten mich seit vielen Jahren. Umso mehr freute ich mich über den Vortrag, der auf ihrem neuen Buch «verwoben & verflochten» basierte.
Anschaulich erklärte sie mithilfe von eigenen Aquarellzeichnungen, wie das Mikrobiom im Boden alles Leben miteinander verbindet, wie die Bäume über ihre Wurzeln und über Pilze und Bakterien kommunzieren, und warum ein gesundes Bodenmikrobiom auch für den Biogarten entscheidend ist. Sie nahm Bezug auf die uralte Kulturtechnik der «drei Schwestern», bei der Mais, Bohnen und Kürbisse in einer Symbiose traditionell zusammen angebaut werden. Heute gehe es darum, in der Züchtung Sorten zu fördern, die besser miteinander zusammenarbeiten. Bisher wurden die meisten Pflanzen «einzeln» züchterisch bearbeitet und ihre Teamfähigkeit stand kaum im Fokus.
Interessant war auch ihr Exkurs in die Tierwelt. Mithilfe eines Bambusstockes und einer Papierrolle zeigte sie anschaulich, wie eine Gruppe von Ameisen zusammenspannte, um ein unter einem Ast eingeklemmtes Insektenbein freizubekommen. Anhand solcher Beispiele werde klar, dass die Tiere viel schlauer sind, als wir gemeinhin annehmen, dass sie Werkzeuge verwenden, vorausdenken und im Team zusammenarbeiten. Und so geht es bei Florianne Koechlin immer ums Grosse und Ganze: Wie die Pflanzen, die Tiere und die Menschen mit den Mikroorganismen eine Einheit bilden. Florianne Koechlin sagt darum, dass wir alle Holobionten seien, durch Mikroben in einer Symbiose mit allen anderen Lebewesen stehend: «Wir sind viel radikaler mit allem verbunden, als wir bisher angenommen haben,» ruft sie dem Publikum zu. Solche Meta-Organismen, die aus einer Mehrzahl eng zusammenlebender Arten bestehen, bilden eine Art Gesamtlebewesen.
Eine wichtige Erkenntnis auch: Die meisten grossen Evolutionssprünge fanden über Symbiosen statt. Und nicht primär über «Survival of the fittest», wie Darvin uns weismachen wollte. Insgesamt gelte es zu verstehen, dass die Zusammenarbeit der Lebewesen über das Mikrobiom viel wichtiger sei, als bisher angenommen wurde. Die rund 280 Anwesenden waren begeistert und dankten mit tosendem Applaus.

Wir sind alle Holobionten
- Post published:30.11.2024
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