Altes Wissen über die Saatgutvermehrung lebt heutzutage vor allem in den Gärten von Migrantinnen und Migranten weiter. Damit wir alle wieder lernen, wie wir unsere eigenen Gemüsesamen vermehren können, gibt es in der Kartause Ittingen einen tollen Schaugarten von Zollinger Samen.
Neulich in der Kartause Ittingen habe ich den Saatgutspezialisten Robert Zollinger getroffen. Er betreibt dort einen Sichtungsgarten für den Saatgutanbau. Und zwar geht es hier explizit darum, das alte Wissen der Saatgutgewinnung weiterzugeben, so dass es im bäuerlichen Kontext, aber auch im Hausgarten genutzt werden kann. Heutzutage sind wir es ja alle gewohnt, dass wir Samen oder Jungpflanzen einfach kaufen können. Dabei liesse sich so manches recht leicht selber vermehren. Salat zum Beispiel oder Kohlarten, oder auch Lauch lassen sich recht problemlos aus selber gewonnenen Samen ziehen. Früher haben die Bäuerinnen immer ihr eigenes Saatgut gewonnen und von Jahr zu Jahr aufbewahrt. Dabei wurden jeweils die schönsten und besten Sorten ausgewählt. So sind mit der Zeit regionale, spezifische Sorten entstanden, die bestens an den jeweiligen Standort angepasst waren. Im Schaugarten von Zollinger geht es nun genau darum, solche bewährten Sorten zu zeigen, und das Wissen des eigenen Saatgutanbaus weiterzugeben.
Heute würden vor allem noch die Menschen mit migrantischem Hintergrund diese traditionelle Kulturtechnik beherrschen, sagt Robert Zollinger. Oft schaut er sich Gärten von Menschen aus anderen Ländern an. und findet dort mitunter interessante Gemüsesorten, die gesund und robust sind. Pflanzen aus Ländern mit heisserem Klima sind dabei besonders spannend, weil sie mit dem veränderten Wetter besser zu Rank kommen. Manche Gemüse wie zum Beispiel Paprika oder Chilis sind dann vielleicht für unseren Geschmack zu scharf. Sie werden dann züchterisch über einige Generationen milder gemacht.
In der Schweiz wird Saatgut von vielen traditionellen Sorten in einer Genbank aufbewahrt, und es gibt ein «Backup» auf Svalbard (Spitzbergen), wo Saatgut von wichtigen Sorten aus der ganzen Welt aufbewahrt wird. Alle paar Jahre werden diese Samen auf ihre Keimfähigkeit getestet, und sie werden auch wieder ausgesät, damit sie vital bleiben.