Die ersten Rhabarbern sind immer die allerbesten. Noch viel besser schmecken diese, wenn sie gebleicht wurden. Dann nehmen sie eine hellrosarote Farbe an und schmecken richtig zart und süss. Denn in der Dunkelheit werden Oxalsäure und Bitterstoffe abgebaut. Bei unseren alten Rhabarberstöcken im Garten haben wir einfach zeitig im März ein paar Wurzelstücke ausgestochen und diese in einem Kistchen mit feuchter Erde für drei Wochen in den stockfinsteren Keller gestellt.
Besonders beliebt sind gebleichte Rhabarbern im angelsächsischen Raum. Dort gibt es spezielle Rhabarbertöpfe aus Ton, die auch äusserst dekorativ aussehen. Wenn ihr keinen solchen Topf zur Hand habt, dann könnt ihr ganz gut auch einfach einen grossen Blumenkübel oder Terracottatopf über die Rhabarberstauden stülpen. Oben auf das Abzugsloch legt ihr einen Teller und einen Stein. Die Stängel werden dann im Dunkeln lang und bleich und zart. Zur Perfektion getrieben wird die Rhabarber-Bleicherei im englischen Yorkshire. Mitten im Winter werden dort die Rhabarberwurzeln ausgegraben und in komplett finstere, aber beheizte Hallen gebracht. Geerntet werden die langen, zarten Stiele bei Kerzenlicht, damit ja kein Sonnenstrahl sie ruiniert. Diese «Yorkshire forced Rhubarbs» gelten als besondere Delikatesse.
Die Rhabarbern (Rheum rabarbarum) sind übrigens eine uralte Kulturpflanze. Bereits vor über 5000 Jahren wurden sie in chinesischen Kräuterbüchern erwähnt. Sie stammen ursprünglich aus dem Himalaya, und waren im Tibet und in der Mongolei verbreitet, wobei damals nur die Wurzeln verwendet wurden – aus diesen konnten Naturheilmittel gewonnen werden. Vom Himalaya gelangten die Rhabarbern als Heilmittel im 11. Jahrhundert nach China und von dort nach Russland. Im 16. Und 17. Jahrhundert wurden sie dann in Russland erstmals intensiv als Gemüse angebaut. Im 18. Jahrhundert verbreiteten sich die leckeren Stängel in Europa. Vermutlich bedeutet der Name: «Wurzel der Barbaren», und verweist auf ihre Herkunft aus dem damals als wild und gefährlich empfundenen Osten.