Neulich auf einer Bergtour aufs Morgenberghorn sind wir eingetaucht in das Blumenmeer – das heuer dank dem vielen Regen noch viel üppiger aufblüht als in anderen Jahren. Orchideen en masse, Paradieslilien, Türkenbund überall verstreut, Alpenastern, Alpenleinkraut, Gämswurz, Glockenblumen, Läusekraut. Bei den Orchideen können wir inzwischen sicher zehn Arten unterscheiden, aber es gibt ja gerade bei den Knabenkräutern und bei den Orchis-Arten so unendlich viele, mit zum Teil minimsten Unterschieden. Auf diesem Gebiet sind wir Anfänger – und werden wohl, wie die meisten Blumenwanderer, da nie so richtig ganz durchblicken – wir sind jeweils recht eigentlich am Rätselbaden in der enormen Vielfalt. Immerhin, die Alpen-Kugelorchis (Traunsteinera globosa) erkennen wir inzwischen problemlos. Und das weisse Knabenkraut, ja das ist ganz gewiss ein weisses Knabenkraut. Aber welches genau? Schwer zu sagen.
Und dann haben wir noch gaaaanz viele Blumen gesehen, von denen wir die Namen nicht so genau wissen. Die hübsche Distel mit dem blauen Falter zum Beispiel – keine Ahnung, welche das ist. Und bei den Steinbrech-Arten sind wir auch nicht überall sicher. Der pinkigen Schweizer Mannsschild ist klar. Aber die Nelken? Sind das Alpen-Polsternelken? Das Rätseln gehört dazu. Inzwischen gibt es auch einige Apps zum Blumen erkennen, die gar nicht so schlecht funktionieren. So konnten wir zum Beispiel eine winzige Schafgarbe klar bestimmen – sie hat grosse Blüten mit einem merkwürdig schwarzen Rand im Inneren. Vom Blatt her dachten wir gleich, dass es wohl etwas Schafgarbenähnliches sein würde… die App präzisierte dann unsere Vermutung: Schwarzrandige Schafgarbe (Achillea atrata).
Manchmal hilft auch die Flora Helvetica, die wir auf dem Handy installiert haben – aber natürlich nur dann, wenn man schon ungefähr weiss, was es sein könnte. Das gilt auch bei den Apps. Je mehr Wissen man selber schon hat, desto eher findet man die richtige Antwort. Auf gut Glück der Technik vertrauen, das kann manchmal ganz schön in die Irre führen. Zumindest ist es immer gut, mehrere Apps zu fragen, und wenn man dann einigermassen eine Ahnung hat, um welche Blume es sich handeln könnte, dann zur Sicherheit noch schnell im Flora Helvetica checken. Das Gute daran: Durch diese Recherchearbeit lernt man die Blumennamen mit der Zeit natürlich kennen, und man weiss nach jeder Tour wieder einige mehr. So kann ich mir inzwischen den Klappertopf recht gut merken, dessen Namen ich letztes Jahr prompt jedes Mal wieder vergessen habe. In der Botanik gibt es, wie auch sonst im Leben, nur eins: üben!