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Magische Nebeltour

Das Spitzhorn, das so majestätisch vor unserer Terrasse aufragt, das wollte ich schon lange von oben sehen. Genaugenommen wollte ich natürlich auch von oben mal auf unser Häuschen und den Garten hinunterschauen. Und dann kam es halt ein bisschen anders.

Jedenfalls waren wir gestern oben beim Kreuz, und hatten das Vergnügen, uns die Wolke, die ja öfters mal hartnäckig um den Gipfel herumhängt, von innen anzuschauen. Jawohl, Wolken von innen anschauen, das ist nämlich auch interessant!

Mit mir unterwegs waren Sara Trailovic und Ruedi Hählen. Es war wie immer mit den beiden eine vergnügliche, sehr muntere und interessante Tour. Was uns vor allem aufgefallen ist: die vielen Blumen! Bis weit hinauf fanden wir Steinbrech und Mannschild, aber auch kleine Glockenblumen. Von diesen wuchsen noch zuoberst am Grat welche, an Stellen, wo wir von blossem Auge im Geröll keinerlei Humus sehen konnten. Weiter unten, gegen den Sanetschsee zu, waren die Wiesen üppig bewachsen mit Skabiosen und Gänswurz. Sogar wilden Schnittlauch fanden wir!

Je weiter wir in die Geröllhalden hinaufkrakselten, desto alpiner wurde die Flora, immer kleiner wurden die Glockenblumen, dicht an den Fels geschmiegt blühten die Steinbrecharten und der Mannschild. Bald tauchten wir in die Nebelwolke ein, und nun waren unsere Augen nur noch auf die Felsbrocken gerichtet. In dem weissen wattigen Nichts um uns herum fokussierte sich sozusagen der Blick. Die Blumen leuchteten nun viel intensiver, und auch die Steine schienen wie lebendig. Wie wir gegen den Grat zu kletterten, das hatte etwas Magisches, so aus dem Fels heraus in das weisse Nichts hinauszuwandeln. Einen kurzen Moment lang rissen die Wolken auf und gaben gerade kurz den Blick auf den Lauenensee frei, dann war der Vorhang wieder zu. Zum Glück waren wir alle drei mit ordentlich warmer Tourenkleidung ausgerüstet, und so liessen wir es uns dann auch nicht nehmen, auf dem Gipfel einen feinen Prosecco zu trinken (danke Ruedi!).

Sollte man eigentlich öfters machen, so eine Bergtour ohne blauen Himmel – wenn die Aussicht weg ist, treten nämlich ganz andere Qualitäten in den Vordergrund.