Das war mal wieder eine sehr lohnende Blumenwanderung, danke an Blanca Burri, die mir diesen schönen Ort gezeigt hat! Vom Ciernes Picat zur kleinen Kapelle vis à vis vom Dent des Binis haben wir eine wildromantische Landschaft geniessen können, mit dem Vanil Noir auf der einen und dem Dent de Ruth auf der anderen Seite. Und Blumen haben wir gesehen! Beim Ciernes Picat begrüssten uns gleich zum Start die Märzenbecher, auch Frühlings-Knotenblumen genannt (Leucojum vernum). Sie blühen hier zu Tausenden, und bedecken als lockere Schar den Waldboden, jede einzelne Blüte ein faszinierender kleiner Lampenschirm, als hätte sich Elfen und Kobolde in diesem lichten Gehölz eine liebliche Jugendstil-Wohnung eingerichtet. Nicht weit davon erstreckte sich ein grösseres Feld mit Röhrigem Gelbstern oder Alpen-Gelbstern, auch Goldstern genannt (Gagea fragifera). Ein äusserst zartes und sehr hübsches Zwiebelgewächs, das ebenfalls zum Mobiliar von Elfen und Kobolden bestens passt.
Alsbald fanden wir Stinkenden Nieswurz (Helleborus foetidus) an sonnigen, felsigen Hängen, und nicht wenig davon. Auch vom Alpen-Pestwurz (Petasites paradoxus) gibt es auf dieser Wanderung jede Menge zu sehen, ebenso wie Huflattich, Schlüsselblümchen und diverse Alpenveilchen. Interessant fanden wir aber besonders die Pestwurz. Denn die Blüten dieser merkwürdigen Pflanze sehen von nahem aus wie die stilisierten Zeichnungen vom Corona-Virus. Im Mittelalter wurden sie als Heilmittel gegen die Pest verwendet. Später schritten wir über Wiesen voller Elfenkrokus, die sich hier oben in apartigster Weise mit rosarotem Lerchensporn (Corydalis) paaren – eine Kombination, die man sich für den Garten merken sollte! Sumpf-Dotterblumen (Caltha palustris) sahen wir ebenfalls nicht wenige – wobei diese ja im ganzen Saanenland weit verbreitet und nicht zu übersehen sind.
Als wir zur Kapelle kamen, die etwas höher gelegen ist, fanden wir die ersten Soldanellen (Alpenglöckchen) des Jahres, sowie einige wirklich hübsche Frühlings-Enziane (Geniana verna). Dies sind die kleinsten aller Enziane, aber ihr Kobaltblau leuchtet nicht minder intensiv. Sie werden auch Schusternägeli oder Himmelsbläueli genannt.
Gestaunt habe ich auf dieser prächtigen Blütenwanderung auch über einen Waldfleck mit weissen und lilafarbenen Leberblümchen (Hepatica nobilis), die sich in allerhübschester Weise farblich assortiert dort selber kombiniert haben. Auch diese Mischung wäre für den eigenen Garten grad zum Abgucken und Nachpflanzen geeignet. Manchmal arrangiert die Natur selber die allerschönsten Pflanzenbilder!