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Kochen mit Bergblumen

Neulich in der Grubenberghütte hatten wir die Petersilie zu kaufen vergessen. Hüttenwart Ruedi Hählen wollte schon gefriergetrockneten Schnittlauch über das Essen streuen, da sagte ich, warte kurz, ich finde dir was Besseres. Um die Hütte herum fand ich blühende Taubnesseln, die sind essbar und sehen auch hübscher aus als Petersilie. Ich habe für das Hauptmenu ganze Büschelchen verwendet, sowie einzelne Blütchen abgezupft und übers Dessert gestreut. Damit sie nicht so einsam aussehen, habe ich noch einige Löwenzahnblüten mitgenommen. Bei diesen zupft man sorgfältig die einzelnen gelben Blütenfäden ab und streut sie über Salate oder Desserts.

Ausserdem habe ich Frauenmäntelchen gepflückt. Die sehen genaugenommen sowieso ein bisschen aus wie Petersilie, und vor allem die kleinen Bergfrauenmänteli eignen sich sehr gut zum Dekorieren von Speisen. Sie schmecken nicht nach viel, sind aber allemal essbar. Die grossen Frauenmänteli aus dem Garten kann man ebenfalls vielfältig verwenden.

Und was auch immer geht: die klassischen Margrittli (Gänseblümchen). Aufgeblühte Blümchen als Deko über Salate oder Desserts streuen – sie schmecken leicht säuerlich und erfrischend. Oder aber eine Handvoll noch gerade geschlossener Knospen ernten, und diese beim Servieren über die heisse Suppe streuen. Sie blühen dann vor den Augen der staunenden Gäste in der Suppe auf! Ein Rezept dazu findet ihr übrigens in meinem Gartenkochbuch: «Vom Beet in die Küche». Es ist derzeit vergriffen, aber ihr könnt direkt bei mir ein signiertes Exemplar bestellen, einfach ein Mail schicken an: info@sabinesgarten.ch

Für das Rüebligemüse, das in der Grubenberghütte ebenfalls auf dem Menuplan stand, fand ich jede Menge frischen Thymian. Damit der Hüttenwart weiss, wo genau man den findet, habe ich ihm folgende Beschreibung geliefert: beim Plumpsklo direkt über die Wiese runter, dann bei den ersten kleinen Felsen schauen, dort wo das Knabenkraut blüht, etwas weiter rechts… 

Ausserdem praktisch zum Dekorieren von Speisen ist der Günsel, von dem es verschiedene Sorten gibt, die man häufig findet, sowie wilder Storchenschnabel, der derzeit überall in den Bergwiesen blüht. 

Weiter eignen sich natürlich die klassischen Primeln, und die Schlüsselblümchen, die Flüeblüemli, wie sie hier oben heissen, oder auch Himmelsschlüsseli, wie ich sie gern nenne. Wobei der Begriff Flüeblüemli nicht ganz klar scheint: manche Leute meinen damit auch die Alpenaurikeln. Also gerade mit Berner Oberländer Blumennamen ist das so eine Sache. Im Zweifelsfall halte ich mich an die botanischen Namen, die da lauten: Alpenaurikel (Primula auricula), gewöhnliche Primeln: (Primula vulgaris), auch stängellose Schlüsselblumen genannt, sowie die Schlüsselblumen (Primula veris). Essbar sind sie alle.

Die Alpenaurikeln mit ihren zart bemehlten, wunderschönen Blütchen, die aussehen, als wären sie aus Porzellan, eignen sich übrigens bestens zum Kandieren, so wie man das auch mit Duftveilchen oder einzelnen Rosenblättern macht: Blüten sorgfältig mit Eiweiss bestreichen und in Zucker tauchen, dann trocknen lassen. Wenn ihr das Glück habt, in eurem Garten eine Sammlung mit bunten Alpenaurikeln in allen Farben und Zeichnungen zu hegen, dann, ja dann könnt ihr aus dem Vollen schöpfen. Das ist dann die Kuchendekoration für Fortgeschrittene! 

Meinerseits arbeite ich gerade noch daran, mir wieder eine Sammlung schöner Aurikeln aufzubauen. Falls also jemand Alpenaurikeln und natürlich auch englische Showaurikeln (Sammlerstücke!) hat, von denen etwas abzugeben wäre, bitte sehr gerne melden…