Manchmal winken die Pflanzen, die uns am Wegesrand begegnen regelrecht mit dem Zaunpfahl. So neulich das orangerote Habichtskraut (Hieracium aurantiacum), das zu Hunderten in der Wiese gleich eine Kurve unter unserem Berghüsi blüht. Ich hab dann also nachgeschaut, wozu das denn gut wäre, das orangerote Habichtskraut. Und siehe da: es soll die Sehkraft verbessern! Einer Legende nach verdankt der Habicht seine guten Augen diesem Kräutchen mit den leuchtend orangen Blüten, und Martin Luther soll einen Tee aus Habitskraut getrunken haben, um nicht zu erblinden. Ausserdem soll das Habichtskraut helfen bei Halsweh, Durchfall und Leberbeschwerden. Bei Hildegard von Bingen galt es als Heilkraut für das Herz, die Seekraft und die Verdauung, und ausserdem ist es wohl wegen seiner beruhigenden und bewusstseinserweiternden Wirkung auch von den Hexen für Räucherrituale gern gebraucht worden. Meistens wird die gelbe Form verwendet (Hieracium pilosella), die eher in tiefer gelegenen Regionen wächst. Das orangerote Habichtskraut hingegen taucht bevorzugt in Höhenlagen von 1000 bis 3000 M.ü.M. auf.
Ich probiere ein paar Blättchen – sie schmecken bitter. Die Blüten hingegen haben einen leicht süssen Geschmack. Ich nehme eine Handvoll mit, und streue sie über den Salat. Neben dem frischen Verzehr wird in der Fachliteratur empfohlen, aus Blättern und Blüten einen Tee aufzugiessen. Der frische, abgekühlte Tee könne auch zum Spülen der Augen verwendet werden.