Die kleinen dunkelroten bis fast schwarzen Kugelblüten des Männertreus mochte ich schon als Kind – ihr Duft nach Vanille und Schokolade ist so faszinierend, dass ich mich noch heute niederknie, wenn ich ein Männertreu finde, und daran schnuppere. Es gibt eine schwarze und eine rote Sorte dieser kleinen Orchidee (Nigritella nigra bzw. rubra). Bei uns im Westen der Alpen ist das schwarze Männertreu vorherrschend. Die rote Form findet sich eher Richtung Graubünden. Man findet das Männertreu praktisch auf jeder Bergwanderung oberhalb der Baumgrenze, wo es auf mageren Kalkrasen zusammen mit anderen Alpenblumen gedeiht. Da es so häufig vorkommt, hat es im Volksmund auch viele Namen, wie beispielsweise Brändli, Nasenblutenblume oder Kohlröschen. Der gebräuchliche Name hat übrigens nichts mit treuen Männern zu tun. Vielmehr bedeutet er «den schwachen Männern treu», weil das Pflänzchen früher als Aphrodisiakum Verwendung fand. Auch gab es den Brauch, der Angebeteten drei Blüten des Männertreus unter dem Kopfkissen zu verstecken, um so ihre Gunst zu gewinnen.