Vertikale Gärten gibt es eigentlich schon lange. Ich habe zum ersten Mal eine grosse vertikale Wand gesehen in Paris kurz nach der Jahrtausendwende, beim Bau des ethnologischen Museums am Quai Branly von Jean Nouvel. Ich erinnere mich noch gut, wie ich schier ungläubig davorstand, mit offenem Mund – dass so etwas möglich war! Auf der ganzen Höhe ist das Verwaltungsgebäude des Museums von Pflanzen bewachsen. Nun war ich neulich wieder in Paris, und wollte natürlich schauen, wie sich die grüne Wand entwickelt hat. Toll! Mitten im Winter wucherte sie munter vor sich hin, und ein paar kleine Glockenblumen blühten sogar. Immer noch wirklich ganz fantastisch!
Natürlich habe ich seither an vielen Orten vertikale Gärten gesehen, aber mein Besuch in Paris im Dezember soll mir heute als Anlass dienen, den Erschaffer der grünen Wand vom Quai Branly kurz zu würdigen. Ich habe die Infos von Wikipedia, weil die Geschichte dort gut zusammengefasst ist:
Die Erfindung von begrünten Wänden geht eigentlich zurück auf ein Patent im Jahr 1938 des amerikanischen Professors Stanley Hart White. Der französische Botaniker und Gartenarchitekt Patric Blanc modernisierte das Verfahren und machte es weltweit bekannt. Seinen erste vertikalen Garten hatte er bereits 1982 an seinem eigenen Haus in Paris erstellt. Im Jahr 1988 liess er sein Begrünungsverfahren patentieren. Meist fragen die Leute ja, wie das gemacht wird, wie das funktionieren kann. Also, hier meine Kurzfassung des entsprechenden Wikipedia-Artikels:
Der Aufbau beginnt mit einem Leichtmetallgerüst, das an einer Hauswand angebracht wird. Darauf kommen PVC-Hartschaumplatten. Zuoberst gibt es Bewässerungsrohre, die per Zeitschaltuhr drei- bis fünfmal täglich drei bis fünf Minuten lang Wasser abgeben. Auf die Platten kommt eine Lage Filz aus recycelten Acrylfasern. Dieses sehr saugfähige Material dient als Nährboden für Pilze, Bakterien und andere Mikroorganismen, die Dreck und Staubpartikel wie beispielsweise den Abrieb von Autoreifen aus der Luft auffangen und sie in Dünger verwandeln, den die Pflanzen dann über die Wurzeln aufnehmen. Über die Faserschicht kommt eine zweite Lage Filz mit Pflanzschlitzen. Das Ganze wird mit Edelstahlklammern festgetackert.
Der Erfolg der Bepflanzung hängt entscheidend davon ab, wie gut die Pflanzen an den Standort angepasst sind. Hier kommen Patrick Blanc seine umfassenden Kenntnisse als Botaniker zugute. In Mitteleuropa wählt er meist eine Mischung winterfester Farne, Moose, Gräser, Stauden und Büsche.
Nun fragt sich natürlich, ob wir das zu Hause nachbauen können. Die Antwort lautet: Im Prinzip schon, aber eine solche Installation ist aufwändig und teuer. Und wenn es nicht richtig professionell gemacht wird, dann könnte das potentiell eine ziemliche Sauerei geben, bei der das Gebäude zu Schaden kommt. Meinerseits halte ich mich an die viel einfacher selber zu konstruierenden «grünen Wände» aus alten Kellergestellen, die mit Weinkistchen bestückt werden. Das genügt für den Hausgebrauch vollkommen. Wer einen grossen vertikalen Garten plant, sollte sich auf jeden Fall an die Profis wenden. Denn so sehr ich diese grossen grünen Wände bewundere: Ich weiss genug darüber, um zu wissen, dass man so etwas ganz sicher nicht einfach mal schnell selber nachbauen kann…