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Alpen- und Gletscherhahnenfuss

Der Alpenhahnenfuss (Ranunculus alpestris) verbringt die meiste Zeit seines Lebens unter einer dicken Schneeschicht. Die Blätter beginnen schon zu wachsen, lange bevor es taut. Und sobald das Gebiet ausapert, entfalten sie sich sofort. Sie schmecken scharf und werden gerne von den Gämsen gefressen. Man sagt ihnen darum nach, dass sie schwindelfrei machen würden. Im Volksmund heissen sie auch Gamskresse. Aber wie alle Hahnenfussgewächse sind sie giftig. Man sollte es daher nicht übertreiben mit der Schwindelfreiheit – sonst wird einem am Ende nicht nur schwindlig, sondern auch noch speiübel.
Der Alpenhahnenfuss ist nicht ganz einfach zu unterscheiden vom Gletscherhahnenfuss (Ranunculus glacialis), dessen kleine weisse Blüten praktisch identisch aussehen. Die Blätter jedoch sind bei genauem Hinschauen anders. Das Laub des Alpenhahnenfusses ist matt, und die Fiederungen sind etwas rundlicher. Das Laub des Gletscherhahnenfusses ist fleischig und glänzend, und die Fiederungen sind schmaler. Vor allem aber unterscheiden sich die beiden Ranunkelgewächse im Standort. Der Alpenhahnenfuss gedeiht auf Höhenlange von etwa 1000 bis 3000 MüM, und bevorzugt kalkhaltige, karge Böden. Der Gletscherhahnenfuss wächst erst ab 2300 MüM und kriecht hinauf bis auf über 4000 Meter. Die am höchsten wachsenden Exemplare des Gletscherhahnenfusses wurden auf dem Finsteraarhorn auf 4200 MüM gefunden! Er wächst auf kargsten kalkarmen Schutthalden, auf Moränen und mitunter fast auf nacktem Fels. Diese Pflanzen haben eine ganz spezielle Technik, um mit der Kälte und der extrem kurzen Vegetationperiode klarzukommen. Sie nutzen nämlich Gletscherabbrüche und Eisüberhänge, die wie ein Treibhaus wirken. In ihrem Schutz profitieren die zarten Pflänzchen von einigen zusätzlichen Wärmegraden. Dennoch dauert es zwei bis drei Jahre, bis ein Gletscherhahnenfuss das erste Mal zur Blüte kommt. Das erklärt auch, warum diese kostbaren Schönheiten so selten zu finden sind.